Die Yungas Road in Bolivien war lange Zeit die einzige Straße, die La Paz im Hochland und Coroico in den Ausläufern des Amazonas-Tieflandes verbunden hat. Da die schmale Schotterpiste über viele Serpentinen ohne Leitplanken am Berghang entlang führt und auch von vielen LKWs genutzt wurde, galt sie lange als die gefährlichste Straße der Welt. Daher kommt auch der Name Death Road oder auf spanisch camino de la muerte. Erst 2006 wurde eine gut ausgebaute, asphaltierte Umgehungsstraße gebaut. Seitdem wird die Death Road überwiegend von Mountainbikern für eine Downhill-Tour genutzt.
Ich bin keine Mountainbikerin, aber als ich von der Mountainbiketour gelesen hatte, wollte ich unbedingt dahin, die Fotos der Straße sahen echt beeindruckend aus. Da kam es genau passend, dass wir bei unserer Reise durch Peru und Bolivien einen Tag Freizeit in La Paz hatten und unser Reiseveranstalter für diesen Tag die Mountainbiketour optional angeboten hat.
Vorbereitung auf die Tour
Am Abend vor der Tour kam jemand vom Tour-Veranstalter in unser Hotel. Wir bekamen noch ein paar Infos zur morgigen Tour und konnten offene Fragen klären. Laut einem Flyer sollten wir vor allem 25 Bolivianos Eintritt (etwa 3,50€) und eine Sonnenbrille mitbringen. Da wir unterwegs auch nass werden könnten, riet der Veranstalter uns dazu zusätzliche Klamotten und Schuhe mitzunehmen und für den Stop in einem Hotel in der Nähe von Coroico nach der Tour gehörten die Badeklamotten, Sonnencreme und ein Insektenspray auch in unseren Rucksack.
Es geht los
Morgens wurden wir gegen viertel vor acht mit einem kleinen Bus vom Hotel in La Paz abgeholt und sind etwa eine Stunde hoch zum La Cumbre Pass auf 4670m gefahren. Oben angekommen war es noch recht frisch.
Während wir noch etwas aßen und tranken (die Guides haben einen Tisch mit ein paar Snacks (z.B. Kuchen) aufgebaut) und die letzte Möglichkeit noch einmal vor der Tour auf die Toilette zu gehen nutzten, luden die Guides die Mountainbikes vom Dach des Busses und packten die Ausrüstung für uns aus. In einem kurzem Briefing erklärten die Guides, dass wir die Kameras, Handys usw. nicht in die Hosentasche oder so tun sollen, sondern dass wir alles im Bus lassen sollen, damit wir uns nur auf das Fahren konzentrieren. Der Bus würde immer hinter uns fahren und bei größeren Pausen würden wir die Gelegenheit bekommen die Kameras aus dem Bus zu holen. Während der Tour würden die Guides viele Fotos und Videos von uns machen, die wir später bekommen. Daraufhin fragte mein Freund einen der Guides direkt, ob er denn die GoPro mit der Fahrradhalterung, die wir uns extra gekauft haben, am Mountainbike befestigen dürfte. Der Guide hatte damit kein Problem, bot ihm aber an sich als erster einen Helm auszusuchen, weil an einigen Helmen schon eine Befestigung für die GoPro dran war. Das war natürlich noch besser, also nahm er das Angebot direkt an.
Danach wurde die Ausrüstung auch für alle anderen verteilt. Jeder hat einen Helm, eine Hose, Jacke, Handschuhe, Knieschoner und Ellbogenschoner bekommen, die Ausrüstung war wie eine Motorradausrüstung, von daher fühlte ich mich gut geschützt. Auch die Mountainbikes wurden dann verteilt.
Nach einer kurzen Einweisung zu den Mountainbikes ging es dann endlich los. Ich war auch schon etwas ungeduldig, schließlich waren wir sogar schon eine Stunde auf dem Pass und ich wollte endlich los.
Vor uns lagen 3.500m Höhenunterschied und fast alle Klimazonen Südamerikas! Endlich ging es wirklich los!
Fahrt auf der asphaltierten Straße
Zunächst fuhren wir auf einer sehr gut asphaltierten Straße. Um uns herum waren schroffe Berge, in dieser Höhe wächst nahezu nichts mehr. Wir bekamen die Anweisung ganz rechts bei der weißen Linie zu fahren. Die Landschaft fand ich sehr schön. Ich konnte sie aber nicht wirklich genießen, weil ich mich erstmal an das Mountainbike gewöhnen musste und mich auf die Straße konzentriert habe. Es ging schon ziemlich schnell bergab und ich wollte nicht schon direkt am Anfang stürzen. Leider haben wir keine Aufnahmen mit der GoPro von diesem Teil der Tour machen können, da der Akku streikte und wir erst später die Gelegenheit hatten diesen zu tauschen.
Wir fuhren alle in einer Reihe, vorne weg unser Guide, niemand durfte ihn überholen. Ein weiterer Guide überholte die gesamte Gruppe, positionierte sich mit der Kamera am Straßenrand, machte Fotos von allen und holte danach die Gruppe wieder ein. Ganz hinten fuhr unser Bus mit unseren Taschen und Ersatzrädern. Wenn jemandem was passierte oder ein Fahrrad kaputt ging, kam somit immer noch mindestens ein Guide vorbei, der einem helfen konnte. Im Notfall konnten wir auch jederzeit die Tour abbrechen und im Bus weiterfahren.
Nach etwa zehn Minuten hielt der vordere Guide an und wartete bis alle aufgeholt hatten. Er fragte, ob es allen gut geht oder ob jemand ein Problem mit dem Fahrrad hätte. Nachdem alle zustimmten, dass es super ist, ging es wieder weiter. Jeder fuhr in seinem Tempo und keiner wurde gehetzt. Etwa alle 15-20 Minuten machten wir kurze Zwischenstopps, in denen die Langsameren aufholen konnten und der Guide nochmal fragte, ob alles gut sei. Bei einigen Stopps wurden auch immer wieder Fotos gemacht.
Ich genoss die entspannte Abfahrt auf der so gut asphaltierten Straße – bis wir vor einem kleinen Tunnel anhielten. Der Guide erklärte, dass wir nicht durch den Tunnel fahren dürfen und deswegen drum herum fahren. Drum herum fahren hieß es diesem Fall über eine Schotterpiste mit tiefen Schlaglöchern zu fahren. Für mich war dies eine Herausforderung! Ich fühlte mich unsicher, hatte Angst mit dem Fahrrad wegzurutschen und war froh als ich fast als letzte das Ende der Strecke erreicht hatte. Nun machte ich mir Sorgen um die restliche Tour, die ja größtenteils über eine Piste geht. Ob das wirklich so eine gute Idee war die Tour zu buchen? Erstmal ging es aber zum Glück auf asphaltierter Straße weiter!
Nach einer Stunde hatten wir etwa 24km hinter uns. Ich war begeistert von der Tour, ahnte aber schon, dass bald die asphaltierte Straße endet und es auf einer Schotterpiste weiter geht, wie ich es immer auf den Fotos von anderen gesehen hatte. Zunächst machten wir aber eine längere Pause. Die Guides erklärten uns, dass der nächste Teil der Strecke immer wieder bergauf und bergab geht. Diesen Teil würden wir dann mit dem Bus fahren und danach würd es aber nur noch Downhill mit dem Mountainbike weiter gehen. Während die Guides die Mountainbikes wieder auf dem Dach des Busses verstauten, konnten wir uns an Getränken und Snacks stärken, die die Guides für uns vorbereitet haben (z.B. Cola, Müsliriegel und super leckere Bananen). Außerdem mussten wir die Straße ein paar Meter hoch gehen um in einem kleinen Büro 25 Bolivianos Eintritt zu zahlen.
Die 15-minütige Busfahrt nutzten wir um endlich den Akku der GoPro zu tauschen. So konnten wir den restlichen Teil der Tour auch endlich filmen und fotografieren. -> Weiter unten findest du unser Video!
Die eigentliche Death Road
Kurz nachdem wir an einem offiziellen Schild „Death Road“ vorbeifuhren, hielt unser Bus und die Fahrräder wurden wieder vom Bus geladen. Wir befanden uns nun auf einer Piste, der wirklichen Death Road, auf etwa 3.100m. Wir standen mitten in den Wolken und konnten nur ein paar Meter weit gucken. Um uns herum hat sich die Vegetation schon deutlich verändert, die Straße war von grünen Pflanzen umgeben. Auch war es schon deutlich wärmer als zu Beginn der Tour, aber noch fühlte ich mich in T-Shirt, Fleecejacke und Motorradjacke passend angezogen. Meine größte Sorge war gerade ohnehin die Piste an sich und ob ich wohl unfallfrei unten ankommen würde und das am besten nicht erst Stunden nach den anderen.
Auf der Death Road herrscht – im Gegensatz zum Rest Boliviens – Linksverkehr, damit die links sitzenden Autofahrer bei einer Fahrzeugbegegnung den Fahrbahnrand besser einsehen können. Links fahren bedeutete für uns also recht nah am Abgrund fahren. Zum Glück habe ich keine Höhenangst, aber das beruhigte mich bei dem Gedanken an die Piste auch nicht! Als es los ging, merkte ich aber schnell, dass meine Sorge unnötig war, denn die Piste war deutlich besser als das kurze Stück am Tunnel vorbei. So konnte ich deutlich erleichtert die Tour auf der Piste genießen. Ich konzentrierte mich auf die Strecke, musste aber immer wieder auch zur Seite gucken und die Landschaft bewundern. Zum Glück ging es nur downhill, sodass ich immerhin nicht trampeln musste :-)
Pausen und Fotostopps
Nach etwa 10 Minuten machten wir wieder eine Pause und der Guide fragte wieder, ob alles in Ordnung ist oder jemand Probleme mit der Straße hat. Als alle ihr ok gaben, ging es weiter. Genauso wie auf der asphaltierten Straße machten wir auch wieder alle 15-20 Minuten Pause. Meist nur um kurz zu warten, bis alle da waren.
Je weiter die Tour ging, desto wärmer wurde mir. Irgendwann sehnte ich mich danach endlich eine längere Pause zu machen, damit ich meine Fleecejacke ausziehen konnte und auch mal ein paar Fotos mit meiner Spiegelreflexkamera, die natürlich im Bus lag, machen kann. Endlich war es dann so weit und wir hielten an einem Holz-Pavillon für eine längere Pause. Inzwischen herrschten schon tropische Temperaturen. Sofort zog ich meine Jacke, die Ellbogenschoner und die Fleecejacke aus. Wir durften zwar auch ohne die Schoner und die Jacke fahren, lediglich Handschoner und Helm waren Pflicht, aber ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen und – falls ich doch noch hinfalle – lieber die Schoner und die Jacke wieder anziehen. Auch bei diesem längeren Stopp gab es wieder Snacks und Getränke. Und vor allem konnte ich meine Spiegelreflexkamera aus dem Bus holen und noch einige Fotos machen.
An einer besonders steilen Stelle machten wir einen weiteren Fotostopp. Der Guide machte von jedem mit Mountainbike ein Foto, daraufhin stellten wir uns alle an den Abhang und der Guide machte ein Gruppenfoto mit den Fahrrädern. Danach stellten wir die Fahrräder zur Seite und setzten uns auf die Kante und bekamen noch ein Gruppenfoto. Dort konnten wir ziemlich steil runtergucken! Diese Stelle scheint DER Foto-Hotspot der Tour zu sein, denn hier haben wir noch einige andere Gruppen getroffen, die gewartet haben bis wir fertig sind um dann auch Fotos an der gleichen Stelle zu machen.
Highlights während der Tour
Andere Mountainbiker haben wir natürlich nicht nur am Foto-Hotspot getroffen, sondern auf der gesamten Strecke. Immer wieder sahen wir andere Gruppen verschiedener Veranstalter am Straßenrand, überholten langsamere Biker und wurden von schnelleren Bikern überholt.
Die Strecke erscheint zwar auf dem ersten Blick recht eintönig, ich fand sie aber sehr abwechslungsreich. Die Vegetation ändert sich immer wieder ein wenig und wir hatten immer wieder andere Ausblicke auf die Umgebung. Teilweise fuhren wir durch die Wolken hindurch und konnten eigentlich gar nichts von der Umgebung sehen, teilweise hatten wir richtig Weitblick. Der Abgrund war mal steiler, mal waren Büsche an beiden Seiten der Straße. Eine Leitplanke konnte man eher weniger erwarten, gab es aber auch in manchen Kurven. Immer wieder standen Kreuze am Wegesrand, die die vielen Autounfälle in der Vergangenheit markierten.
Etwa auf halber Strecke fuhren wir an den Wasserfällen San Juan vorbei. Da wir die Tour jedoch zur Trockenzeit in Bolivien machten, habe ich von Wasserfällen nicht viel gesehen, es tröpfelte ein bisschen von oben und die Straße war nass. Dies mag aber zu einer anderen Jahreszeit ganz anders ausfallen. Trotzdem fuhr ich etwas vorsichtiger, bevor ich bei der nassen Strecke noch ausrutsche – zumal der Abhang hier auch wieder ziemlich steil war.
Die Tour ging fast durchgehend downhill, nur gegen Ende der Tour gab es eine etwa 10-15 Minuten lange gerade Strecke. Inzwischen war es schon sehr warm und ich strampelte durch die pralle Sonne. Auf dieser Strecke überholten mich dann noch zwei Motorradfahrer, die schön Staub aufwirbelten, sodass ich entsprechend eingestaubt wurde. Nachdem ich die Strecke geschafft hatte, wartete der Großteil der Gruppe schon mit Wasser und Red Bull auf mich.
Nach dieser Pause stand nur noch die letzte Abfahrt an. Ich merkte immer mehr, dass downhill nicht nur was für Faule ist. Meine Arme taten langsam echt weh und mir fiel es schwer den Lenker zu halten. Ok – vielleicht lag es auch daran, dass ich zwischenzeitlich den Lenker etwas zu fest und verkrampft festgehalten habe ;-) Aber aufgeben wollte ich auf den letzten Metern auch nicht! Also riss ich mich zusammen und fuhr die letzten Serpentinen runter und freute mich auf das Ziel!
Endlich am Ziel
Nach zweieinhalb Stunden auf der Schotterpiste und etwa 30 zurückgelegten Kilometern erreichte ich endlich überglücklich das Ziel auf etwa 1.100m Höhe! Wow – 3.500m Höhenmeter habe ich mit dem Mountainbike zurückgelegt! Ich habe die Death Road überlebt und dabei noch jede Menge Spaß gehabt!
Als erstes zog ich aber schnell die Klamotten aus, mir war einfach zu warm! Die Guides verteilten T-Shirts mit dem Aufdruck „Death Road Survivor“ und nach ein paar Gruppenfotos fuhren wir etwa 10 Minuten mit dem Bus zu einem Hotel.
Dort angekommen hatten wir etwa 1,5 Stunden Pause. Zuerst konnten wir uns am mittelmäßigen Buffet stärken, danach duschen und im Pool erfrischen. Nach den letzten Tagen im Hochland tat es richtig gut ein bisschen bei tropischen Temperaturen im Bikini zu entspannen.
Rückfahrt zum Hotel in La Paz
Gegen 16 Uhr machten wir uns dann auf den Rückweg nach La Paz. Erst fuhren wir die neue Umgehungsstraße und dann mussten wir da, wo wir den Eintritt bezahlt haben, halten. Erst sah es so aus als wäre hier nur ein kleiner Verkehrsstau, dann merkten wir, dass die Bolivianer die komplette Straße blockiert haben um zu tanzen. Also stiegen wir aus und guckten uns den Straßenumzug an.
Gegen 19 Uhr kamen wir dann schließlich im Hotel an. Am späten Abend wurde dann die CD mit den Fotos der Tour (leider in mittelmäßiger Auflösung) ins Hotel gebracht, am nächsten Morgen verteilte unser Guide die CDs.
Fazit
Für mich war die Mountainbiketour eines der Highlights meiner Peru-Bolivien-Reise! 54km downhill mit dem Fahrrad – das hat mir super viel Spaß gemacht! „Die gefährlichste Straße der Welt“ klingt für viele sicher erstmal abschreckend, aber so schlimm ist es gar nicht. Sicher war es früher sehr gefährlich, als viele LKWs in entgegengesetzte Richtungen auf der Strecke gefahren sind. Aber heutzutage fahren keine Autos und LKWs mehr auf der Straße, nur noch Mountainbiker und die Begleit-Busse und die fahren alle nur bergab. Man muss kein geübter Mountainbiker sein um die Tour zu bewältigen. Man sollte sich jedoch konzentrieren und sich nicht leichtsinnig verhalten. Wenn man dann gute Bremsen hat, dann kann eigentlich nichts passieren.
Unser Veranstalter Altitute war sehr gut organisiert. Die Guides waren sehr nett und kompetent, auf englisch lief die Verständigung sehr gut. Die Guides waren darauf vorbereitet, dass die meisten nicht Mountainbike-erfahren sind und auch einige weniger sportlich und unsicher wegen der Strecke sind. So konnte jeder in seinem eigenen Tempo fahren, es wurden viele Stops gemacht und es wurde immer auf alle gewartet. Und wenn doch mal was passiert wäre oder man nicht mehr weiterfahren konnte, hätte uns der Bus am Ende aufgesammelt. Die Ausrüstung fand ich wirklich sehr gut, darin habe ich mich sehr gut geschützt gefühlt, sodass ich auch keine Angst hatte, dass mir etwas passieren würde! Lediglich das Essen im Hotel war nicht sehr gut und über die Fotos war ich etwas enttäuscht, eine Auflösung von 1024 x 768 Pixel ist vor allem bei Gruppenfotos nahezu unbrauchbar. Für eine Erinnerung reicht es aber aus und wir haben ja auch noch die Aufnahmen der GoPro.
Die Tour hat unser Reiseveranstalter für uns vermittelt. Wir haben 460 Bolivianos (etwa 60€) bezahlt, darin enthalten war neben der Tour an sich die Ausrüstung, der Transfer, Snacks, Getränke, T-Shirt, CD mit Fotos und der Aufenthalt im Hotel nach der Tour.
Und nun will ich dir unseren Film und die Eindrücke der Tour nicht länger vorenthalten:
Hast du schonmal eine Tour auf der Death Road gemacht? Wie hat es dir gefallen? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren mit mir und meinen Lesern!
Oder hast du noch Fragen und zweifelst, ob die Mountainbiketour das Richtige für dich ist? Ich helf‘ dir gerne weiter! Lass mir einfach einen Kommentar hier!